29.01.2020

Fränkische Lehrfahrt 2019

Lehrfahrt nach Österreich und Ungarn 29.08. - 01.09.2019

 
Die Bezirksverbände des LBW von der Oberpfalz und Oberfranken führten gemeinsam unter Federführung des Verbandes Fränkischer Wildhalter e.V. diese 4-tägige Lehrfahrt durch. Eingeladen waren auch die Mitglieder des Landesverbandes der bayerischen Landwirte im Nebenberuf e.V.   An den Zusteigestellen in Werneck, Knetzgau, Scheßlitz, Himmelkron, Amberg, Schwandorf, Burgweinting und Aicha vorm Wald stiegen insgesamt 54 Teilnehmer zu.
Auf der Hin- und Rückreise mussten wegen der Lenkzeiten die Busfahrer jeweils bei Passau gewechselt werden.

Um die Kosten niedrig zu halten und dennoch eine hohe Qualität zu einem angemessenen Preis zu bieten wurde vom Reiseleiter Günter Trautner (auf eigenes Risiko) 6 Monate vorab ein Zimmerkontingent mit 30 Zimmern im 4 Sterne Hotel Mjus World und Thermal Resort in Körmend Ungarn nahe der Grenze zu Österreich ausgehandelt und gebucht.   Der Reisepreis inkl. Busfahrt und 3 mal ÜF mit Nutzung von Sauna, Dampf- und Schwimmbad inkl. Bademantel etc. betrug 200 Euro pro Person im Doppelzimmer und 250 Euro im Einzelzimmer.  
In Österreich haben Ing. Johannes Gstöhl (Landwirtschaftskammer Burgenland), Ing. Stefan Sallmutter sowie Dr. Charlotte Klement (Burgenländischer Wildtierzucht-verein) und ganz besonders DI Rudolf Grabner (von der Landwirtschaftskammer Steiermark) diese Exkursion wesentlich mit vorbereitet und uns begleitet.
 
Donnerstag, Milu - Davidshirsche in Gehege Dr. Draskovich, Güssing
Am Donnerstagabend wurde das Milu-Gehege von Dr. Draskovich in Güssing besichtigt. Etwa 600 Hektar sind als Jagdgatter ausgewiesen (von insgesamt 2.000 Hektar Fläche). Seit 1994 werden Davidshirsche (Milu) in einem Gehege mit 18 Hektar gehalten. Sie sind für Feuchtgebiete besonders gut geeignet. Auf den trockenen Standorten im Gehege wird Damwild gehalten. Im Gehege sahen wir eine ausgeklügelte Fangeinrichtung.     Am Donnerstag spätabends erreichten wir das Hotel in Körmend. Die Teilnehmer waren von dem Ambiente und den Zimmern begeistert. Das Hotel war zu dem Zeitpunkt bereits komplett ausgebucht, so dass ein aus Österreich kurzentschlossen hinzugekommener Teilnehmer sich ein Zimmer mit einem der Einzelreisenden teilen musste.    
 
Freitag, 30.08.2019, Landwirtschaftliche Fachschule Güssing
Ing. Johannes Gstöhl hielt einen Einführungsvortrag über die landwirtschaftliche Wildhaltung in Österreich und im Burgenland. Diskussionen gab es zum Thema Wolf. Anschließend begrüßte uns Direktor Müller und erläuterte die fachliche Ausrichtung und das landwirtschaftliche Schulwesen allgemein. 2014 wurde der neu gebaute Wirtschaftsbetrieb eröffnet. Hier wurden alle aktuellen Trends der Tierhaltung berücksichtigt und die etwa 90 Schülerinnen und Schüler können hier neben der Landwirtschaft, Pferdewirtschaft und auch Forstwirtschaft erlernen.
 
Freitagnachmittag, Jagdgatter von Graf Mensdorff-Pouilly
Wir fuhren mit dem Bus durch das Jagdgehege von Graf Mensdorff-Pouilly. Die Gesamtgröße beträgt 320 Hektar. Im November-Dezember finden hier große Gesellschaftsjagden statt. Diese Jagdform ist stark umstritten, wie auch die Person des Grafen. Im Gatter befinden sich etwa 200 Wildscheine; zusätzlich Damwild, Rotwild und Muffel. Interessant ist, dass die jagdliche Nutzung gezielt bei den Riegeljagden erfolgt.
 
Freitag, Gehege von Dr. Charlotte Klement und Ing. Stefan Sallmutter
Hier sahen wir in einem Wald ein 40 Hektar großes Wildschwein- und Rothirschgehege. Die Wildschweine (eine russische Wildschweinart) sind futterzahm und kamen in die Nähe des Holzhauses sie verblieben dort während unseres Aufenthaltes. Wir wurden von der Obfrau der burgenländischen Wild-tierzüchter – Frau Dr. Klement (2te von rechts) mitten in ihrem Gehege bei der Jagdhütte zu einem Umtrunk eingeladen.
Es mangelte uns an nichts. Es waren herrliche Stunden.
 
Freitag, abends - Geflügel-Schlachthof Schneider
Es ist der einzige Schlachthof für Wassergeflügel und Gänse in Österreich. Im Gespräch mit dem Betriebsführer erkennen wir die klare Zielsetzung und die konsequente Arbeit dahinter. Ein Top-Betrieb. Der Weidegansbetrieb und Geflügelschlachthof Schneider überraschte uns alle mit perfekten Management und perfekter Hygiene. Am Betrieb werden ca. 2.500 Enten und Gänse gehalten und im Schlachthof geschlachtet, zerlegt und verpackt. Zusätzlich werden Enten und Gänse aus dem ganzen südlichen Österreich hier geschlachtet.
 
Samstag, 31.08.2019 ganztägig - Gehege der Universität Kaposvar
Dr. Janos Nagy empfing uns im Besucherzentrum der Anlage und führt uns durch das Museum mit vielen Trophäen und Beispielen der ungarischen Wildtiere. Danach ging es auf einem Anhänger in das Gehege. Die Fläche beträgt 1.300 Hektar. 1985 wurde damit begonnen, die Wild-haltung nach dem Muster von Neusee-land aufzubauen. Die Fläche für das Rotwild beläuft sich auf 250 Hektar, daneben gibt es 800 Hektar Ackerland und weitere 250 Hektar Weideflächen. Es werden Jagden auf Rotwild, Damwild, Milu, Muffel- und Schwarzwild angeboten (auf einer Fläche von 600 Hektar). Das Fleisch wird im Betrieb verarbeitet und an Gastronomiebetriebe geliefert. Zusätzlich werden Zuchttiere verkauft. Zur besseren Nutzung der Weideflächen werden auch Pferde (Ungarisches Kaltblut), Rinder, Esel und Wasserbüffel gehalten – sie weiden nach den Rothirschen in den Weideflächen, die zwischen 4 und 20 Hektar groß sind.
 
Rotwild: Insgesamt über 1.300 Stück, Tiere erreichen bis zu 220 kg; Hirsche bis zu 400 kg Lebendgewicht; davon werden 250 bis 300 Stück im Jagdbetrieb geschossen. Es sind etwa 350 Hirsche auf 200 Hektar. Die Fläche ist in 28 kleinere Gehege unterteilt (von 4 bis 20 Hektar). Es sind etwa 45 Tiere mit einem Hirsch zusammen. In anderen Gruppen sind nur Hirsche, denen im Sommer das Geweih abgesägt wird (in Fangreinrichtungen, ohne Narkose). Haltung ist einfacher und Abwurfstangen werden nicht gestohlen. Es wurde bereits begonnen zu füttern, da es sehr trocken ist. Gefüttert wird mit einem Futtermischwagen (Grassilage, Rübenschnitzel, Melasse, Getreide, Mais). 3-4 Mal im Jahr geht das Rotwild über die zentrale Sortieranlage.
 
Jagdgehege: Auf 600 Hektar wird gejagt. Im Jagdgehege werden etwa 200 Hektar Wildäcker angelegt. Hirsche sollen hier bestes Futter haben. Hirsche kommen erst mit 9 Jahren in das Abschussgehege (Jagd). Insgesamt werden etwa 300 Stück Rotwild und 300 Stück Damwild sowie Rehe, Muffelwild und Schwarzwild gejagt.
 
Damwild: 350 Stück, dort wo nicht so gutes Futter ist.
 
Muffel: 120 Stück; wurden vom eingewanderten Goldschakal massiv reduziert.
 
Schwarzwild: verursacht überall massive Probleme; Jagdstrecke ist im Bezirk von 1.000 Stück (1980) auf 13.000 Stück gestiegen. Massive Schäden in der Landwirtschaft.
 
Ungarisches Kaltblutpferd: wird als Genpool gehalten. Ca. 20 Hengste sind im Deckeinsatz; fressen Pflanzen, die Rotwild nicht frisst. Etwa 20 Pferde werden pro Jahr zu Preisen von 1.000 bis 3.000 EURO verkauft.
 
Wasserbüffel: 70 Stück; erweisen sich gut auf den Weiden, diese kommen nach dem Rotwild auf die Fläche, danach Esel und Rinder die die restlichen vom Rotwild (Selektierer) stehengelassenen Bewuchs abweiden.
 
Ungarisches Graurind (Steppenrind): sind wichtige Weidetiere auf den Flächen.
 
Enten: Es werden etwa 5.000 Enten im Alter von 6 Wochen angekauft und im See gehalten. Sie werden hier gefüttert und halten sich nur im und um den See auf. Die Enten werden dann bei großen Jagden geschossen. Abschussgebühr 8 Euro je Ente.
 
Sonntag, 01.09.2019 Heimreise
Kurz vor 9 Uhr traten wir die Heimreise an, so dass wir um die Mittagszeit in der Passauer Altstadt ankamen, wo sich die Teilnehmer in kleine Gruppen aufteilten und in diversen Lokalitäten zu Mittag speisen konnten.
Danach wurden die Zustiegsorte in umgekehrter Reihenfolge angefahren und alle Teilnehmer kamen wieder gut zuhause an.   Ich möchte mich bei unseren österreichischen Kollegen, die Wesentlich zum Gelingen dieser Lehrfahrt beigetragen noch einmal recht herzlich bedanken. Mein Dank geht auch an die Teilnehmer, die ausnahmslos zuverlässig an die Zeiten und Treffpunkte hielten, so dass ein reibungsloser Ablauf gewährleistet war.
 
Quelle: Günter Trautner